Die Standarte der Otgerus-Schützen

Auf der Vorstandsversammlung Anfang 2001 im Töpferkrug schlug unser 2. Vorsitzender Alfons Resing vor, neben einem Schützentag anläßlich des Jubiläums „50 Jahre Mitgliedschaft im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften“ etwas von bleibendem Wert zu schaffen. Zur Debatte standen z. B. ein Gedenkstein, eine Gedenktafel und eben eine Standarte

Bereits zum Jubiläum 1986 befasste sich unser Verein mit der Beschaffung einer Standarte für die Jungschützenkompanie. Seinerzeit blieb es bei der Diskussion. Mittel für eine derartige Investition standen noch aus dem Überschuss des Millennium-Balles zum Jahreswechsel 1999/2000 zur Verfügung. Auf der Vorstandsversammlung wurde entschieden, dass man gegebenenfalls zum Jubiläum eine Standarte beschaffen sollte, allerdings nicht als Jungschützenstandarte, sondern, wenn schon - denn schon, als Bataillons-Standarte, die bei offiziellen Auftritten der Adjutant des Rittmeisters hoch zu Pferde vor dem gesamten Bataillon präsentiert - ein repräsentatives Schmuckstück eben. Anhand der Bodenfliesen im Saale des Töpferkruges und vom Wirt zur Verfügung gestellter Zollstöcke wurde am selben Abend die reine Tuchgröße der Standarte mit sinnvollen 70 X 70 cm festgelegt. Unter anderem Alfons Resing und Berni Rösing wurden beauftragt, eine definitive Entscheidung vorzubereiten, also bei der nächsten Versammlung Entwurf und Angebote zu Abstimmung vorzulegen.

In den nächsten Tagen wurde von Alfons der alte Entwurf aus den 80ziger Jahren farblich ausgefüllt. Die Standarte der Kevelaer-Pilgerer wurde von Bernhard Rottherm zur Verfügung gestellt. Man konnte sich mit Material, Wirkung etc. vertraut machen. Der farblich ausgearbeitete Entwurf wurde vervielfältigt, die Anfragen wurden gestartet. Anläßlich der Vorstands- und Offiziersversammlung im Saal des Lokales „No’t Mölleken“ konnte den Mandatsträgern des Vereines neben der Idee und dem ursprünglichen Entwurf ein erster fachmännischer Entwurf mit exakter Beschreibung der Materialien etc. vorgestellt werden. Durchweg war Begeisterung zu spüren. In den nächsten Wochen wurde der finanzielle Rahmen mit dem Vorstand abgestimmt, die Beschaffung konnte in die konkrete Phase gehen. Alfon Resing hatte in seinem Entwurf auf der einen Seite das Wappen der Stadt Stadtlohn vorgesehen, auf der anderen Seite die Darstellung unserer Patronatskirche St. Otger in ihrer vollen Pracht, nämlich aus der Blickrichtung des Pastorates. Diese Blickrichtung hatte für die Verwirklichung leider einen ganz entscheidenden Nachteil: Sie ließ sich nicht fotografieren. Unser künstlerisch begabter Schützenbruder Helmut Lonsing hatte auf diesen Punkt hingewiesen und wurde sofort in die Beschaffung eingebunden. In den nächsten Tagen war Helmut Lonsing bei akzeptablem Wetter mit seinem Skizzenbuch vor dem Pastorat anzutreffen.

Es entstand eine Tuschezeichnung aus einer Perspektive, die fotografisch nicht darstellbar ist. Der Künstler hat zudem die Möglichkeit die Proportionen eines derartigen Objektes so zu verändern, dass ein gefälliges Bild entsteht, der Fotograf kann in der Regel nur den tatsächlichen Zustand aufnehmen, muss sogar noch Verzerrungen, fallende Linien etc. in Kauf nehmen. Der tatsächliche Entwurf (übrigens vom Künstler unter Hinweis auf die Blickrichtung unseres Präses Herrn Dechant Röer auf die Kirche „Clemensblick“ genannt) stand und wurde bei einer Zusammenkunft im Lokal Kresken unserem Geschäftsführer Helmut Könning präsentiert. Es wurde beschlossen, die Bestellung auszulösen, sofern sich aufgrund des endgültigen Entwurfes das Angebot nicht für uns negativ verändern würde. Die Tuschezeichnung gefiel den Beteiligten so sehr, dass Berni Rösing sie sozusagen „heimlich“ bereits als Titelseite unserer diesjährigen Einladung zum Schützenfest vorab präsentierte. Der farblich von Helmut Lonsing ausgearbeitete Entwurf wurde dem bereits ermittelten, unter Abwägung aller angebotsrelevanten Dinge dem günstigsten Anbieter, Josef Weyer, zur Verfügung gestellt. Nach einigen Tagen erhielt der Standarten-Ausschuss grünes Licht. Der Auftrag der ca. 70 X 70 cm großen Standarte wurde am 2. Juni 2001 erteilt.

Das Ergebnis dieser Entscheidungsfindung, die Standarte, wird seit 2001 voller Stolz vom Adjutanten unseres Rittmeisters geführt. Unsere Schützenbrüder Helmut Lonsing, Alfons Resing und Berni Rösing interpretieren die Darstellung folgendermaßen:

Vorderseite:

  • Darstellung unserer Patronatskirche St. Otger aus der Blickrichtung des Pastorates, also der „Clemensblick“
  • Beschriftung neben dem Kirchturm „St. Otgerus Stadtlohn“ - sozusagen ein Wortspiel als Hinweis auf Kirche und Verein
  • Traditionelle Eckverzierung „Eichenlaub“

Rückseite:

  • Darstellung des aktuellen Wappens der Stadt Stadtlohn auf blauem Samt
  •  Da sich die drei entschieden haben, auf dieser Seite lediglich die Jahreszahl der Beschaffung aufzuführen und die heute gültige Version des Stadtwappens anbringen zu lassen, entschieden sie sich folglich auch für eine moderne, ebenfalls heute aktuelle Eckverzierung.
  • Spätere Generationen sollen an allen Einzelheiten erkennen, dass diese Standarte sachlich und künstlerisch den Beschaffungszeitpunkt im Jubiläumsjahr 2001 wiederspiegelt!
  • Das Bruderschaftszeichen findet sich in der massiv gearbeiteten Spitze wieder
Rückseite:Vorderseite:

Zur Standarte wurden neben der Stange aus Edelholz mit Bajonettverschluß noch der Standartenträger, der Tragegurt mit Köcher und die Fahnenhülle geordert. Insgesamt gesehen wurden die besten Materialien gewählt. Leider wird uns die Standarte deshalb wahrscheinlich alle überleben. Unsere mit der Beschaffung befassten Schützenbrüder Alfons, Berni und Helmut waren richtig richtig stolz, als sie am 21. Juli 2001 das gute Stück bei Weyer in Empfang nehmen konnten! Am anläßlich des Jubiläums "50 Jahre Mitgliedschaft im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften" am 22.+23.09.2001 veranstalteten Jubiläums-Schützentag wurde die Standarte im Festgottesdienst am Samstag feierlich geweiht. Am Sonntag wurde sie beim Festumzug der gesamten Bevölkerung präsentiert. Im Jahre 2002 wurde zu dieser Standarte ein weiterer, längerer Fahnenstock beschafft, der es erlaubt, die Standarte auch hoch zu Pferde zu tragen, ohne dass sie dem Reiter die Sicht beinträchtigt!