Bundesköniginnentag 1991 in Stadtlohn

Ein großes Highlight in unserer Vereinsgeschichte war sicher der Bundesköniginnentag 1991 in Stadtlohn. Hier erfahren Sie alles Wissenswerte darüber ...

Veranstalter: Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften Ausrichter: Bürgerschützenverein ehem. Wessendorfer, St. Otgerus-Schützengilde Stadtlohn e.V.

Die besonderen Hochfeste im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften sind das Bundeskönigsschießen und der Bundesköniginnentag. Je nach Wunsch des jeweiligen amtierenden Thrones und dem Austragungsort nimmt unsere Bruderschaft an einem Fest teil. Um die große Gemeinschaft der Schützen im Bund historischer Deutscher Schützenbruderschaften einmal zu erleben, sollte jedes Mitglied hin und wieder eines dieser großartigen Feste besuchen und mitfeiern. Die Begeisterung die von diesen Festen ausgeht, war auch der Grund dafür, dass unser Schützenverein sich um die Austragung eines Bundesköniginnentages beworben hat. Die treibenden Kräfte waren Helmut Könning als Geschäftsführer und Alois Lensker als Oberst. Bereits 1983 gab es einen Schriftwechsel zwischen dem Bundesgeschäftsführer Wolfgang Leweke und dem damaligen Schriftführer Helmut Könning. Den Auftrag für die Ausrichtung des Königinnentages erhielten wir dann im Jahre 1989. Im Vorfeld hatten wir uns die Unterstützung der Stadt Stadtlohn durch Bürgermeister Bernhard Horst und Stadtdirektor Engelbert Sundermann gesichert.

Erste Erfahrungen sammelten wir auf den Bundesfesten in Bonn, Köln, Neuß, Vechta, Nottuln, Gütersloh, Paderborn, Münster, Coesfeld u.v.a. 1990 besuchten wir dann den Königinnentag in Odenthal, dem Heimatort unseres Hochmeisters Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein und seiner Frau Prinzessin Irena mit ihren 7 Kindern. Viele Wohnungen im kleinen Ort Odenthal sind im Besitz des Prinzen. Der amtierende Schützenkönig erwirbt dort mit der Königswürde das Privileg, für ein Jahr keine Miete zahlen zu müssen. Oberst Alois Lensker , Major Werner Ellers und der 2. Vors. Alfons Resing fuhren schon am Samstag nach Odenthal um das Abendprogramm zu studieren, Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen zu sammeln. Sonntags kam dann die Teilnehmergruppe unseres Vereins mit dem Bus. Sie brachten ein großes Transparent von 2,5 x 1 Meter mit : „Bundesköniginnentag 1991 in der Töpferstadt Stadtlohn in Westfalen.“

Festtagsstempel
Stadtlohn wirbt um Gäste

1000 Stadtprospekte mit Sonderstempel wurden im großen Festumzug verteilt. Die gleiche Aktion wurde von uns auch beim noch größeren Bundeskönigsschießen im September in Kempen am Niederrhein gestartet. In einer Kurve des Festumzuges mit 20.000 Teilnehmern riefen uns die Coesfelder St. Antonius-Schützenbrüder zu.“ Nach Stadtlohn kommen wir nächstes Jahr mit dem Fahrrad.“ Anfang Dezember fand eine erste Besprechung zwischen Vertretern des Präsidiums aus Köln als Veranstalter, Vertretern der Stadtverwaltung Stadtlohn und dem durchführendem Bürgerschützenverein St. Otgerus im kleinen Sitzungssaal der Stadtverwaltung statt. Bei dem sich anschließenden Rundgang zu den einzelnen Veranstaltungsorten zeigten sich die Vertreter des Präsidiums H. Leweke, H. Marx und H. Bölts begeistert von Stadtlohns Freizeitpark, der schönen Stadthalle, dem Marktplatz mit dem Figurenbrunnen. Erstaunt zeigte man sich , dass das Bild des Hl. Sebastianus, des Schutpatrons aller Schützen-bruderschaften, in der großen St. Otgerus-Kirche einen Platz gefunden hatte. In den nächsten Monaten folgte dann die Feinabstimmung für ein bisher in dieser Größenordnung für die Otgerus-Organisatoren unbekanntes Programm. Immerhin erwartete man 200 Königinnen mit Ihrem Throngefolge, 1.000 Musiker, 6000 Festumzugsteilnehmer, 12.000 Festteilnehmer, 120 Busse und unendlich viele PKW’s. Es wurde ein Flyer als Einladung mit allen Infos zum Fest in Stadtlohn gedruckt. Dieser war von besonderer Wichtigkeit für die Information aller 1.315 Mitgliedsbruderschaften in den Diözesen Aachen, Essen, Köln, Münster, Paderborn und Trier mit mehr als 600 000 Mitgliedern.

Die Durchführung des Bundesköniginnentages war in Gefahr

Als wir inmitten der Planungen standen überfiel der irakische Diktator Saddam Hussein den kleinen Golfstaat Kuwait. Eine weltweite Gegenwehr wurde in Gang gesetzt. Die Amerikaner erklärten den Krieg. Eine riesige moderne Kriegsmaschinerie marschierte auf. Alle Karnevalsveranstaltungen wurden abgesagt. Unser Königinnentag wurde unsicher. Wir waren alle geschockt als Saddam Hussein die unzähligen Ölquellen in Brand steckte um die Amerikaner aufzuhalten. Das Präsidium im Bund entschied sich für den Königinnentag. Das Konzil hat sich eindeutig für die absolute Ächtung des Krieges ausgesprochen. Die Brauchtumspflege wird nicht in Frage gestellt und „Wir Schützen bemühen uns zu zeigen, dass unsere Feste eine friedliche Demonstration nicht gegen etwas bedeuten, sondern dass wir für eine gute Sache stehen, die den Menschen dienlich ist.“

Die Vorbereitungen konnten fortgesetzt werden

Die Pressearbeit für den „Schützenbruder“, der Münsterlandzeitung, der Wochenpost und der Kirchenzeitung war ein großer Arbeitsaufwand. Die Familie Steverding in der Dufkampstr. hatte sich dankenswerterweise bereit erklärt, dass vor ihrer historischen Hauskulisse die Ehrentribüne aufgebaut wurde. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und des Verkehrsvereins wurden mit in die Vorbereitungen eingebunden, denn der Empfang durch die Stadtspitze erfordert eine Abstimmung in vielen Dingen und die zahlreichen Gäste wollen untergebracht werden. Der Werbering übernahm die Ausschmückung der Straßen mit Fahnen und Fähnchen. Das DRK sorgte für Betreuungszelte entlang der 3 km Festzugsstrecke. Die Feuerwehr übernahm die Betreuung der Busleitsysteme mit ihren Einsatzwagen. Die Großen Transparente für den Bühnenschmuck in der Stadthalle malten die Männer der Throngemeinschaft 1987/ 88. Die Gruppe der Fahnenschwenker um Helmut Lonsing malte 5 neue Schwenkfahnen mit dem Festabzeichen. Gäste werden gern beschenkt. Eigens für den Bundesköniginnentag hergestellte Töpferwaren mit dem Festtagsemblem waren begehrte Geschenke. Im Stadtpark wurde für die Messfeier eine große Bühne errichtet. Eine Bestuhlung musste organisiert werden. Ohne unsere „Spedition Lensker“ wäre da nichts gelaufen. Ein großer Einsatzplan für unseren gesamten Vorstand und alle Offiziere war ein Glanzstück der Organisation von Oberst Alois Lensker. Jeder Gast sollte an einem der drei Ortseingängen begrüßt , eingewiesen und mit Infos versorgt werden.

Dann kam der große Festtag und wir Schützen und auch die Stadtlohner Bevölkerung hatten verstanden, dass dieses Bundesköniginnenfest ein besonderes Ereignis darstellte. Dies kam schon am Vorabend in der Stadthalle mit einem großartigen Königinnenball mit buntem Rahmenprogramm und einer großzügig bestückter Tombola zum Ausdruck. Am Sonntagmorgen bot der Sitzungssaal des Rathauses beim Empfang der Stadt Stadtlohn ein buntes Bild, wie er es vorher wohl nur selten erlebt hatte. In seiner Dankrede sagte der Hochmeister Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein, der Tag habe eine besondere Bedeutung. Nicht der Wettkampf der Bruderschaften stehe im Mittelpunkt, sondern die Königinnen und damit alle Mädchen und Frauen im Bund. Insgesamt hätten sich die Bruderschaften zu einer Gemeinschaft der Familien entwickelt: „ Ohne das Mitwirken der Frauen ist heute ein aktives Leben in der Gemeinschaft der Schützen nicht mehr denkbar“. Im Losbergpark umrahmte ein Wald von Schützenfahnen den Altar, an dem der Bundespräses M. von Gallwitz den Gottesdienst in Konzelebration mit dem Präses der St. Otgerus-Schützen Pfarrer Clemens Röer, Pater Schepers und Diakon Antonius Hintemann, feierte. Er umriss die Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft mit Bibelzitaten und stellte dann fest, die Frau ,die in dieser Kirche lebt, habe durch ihr Wirken in Familie und Verwandtschaft und in der Erziehung der Kinder vielfach mehr Einfluss auf die Gesellschaft, als Priester und Bischöfe.

Ein Presänt vom Otgerus-Königspaar Franz Heinz Kemper und Marie-Theres Terliesner für das Bundeskönigspaar Margarete und Günther Maier aus Erfstadt-Lieblar

Die Schirmherrin, Frau Hedwig Keppelhoff-Wichert, Abgeordnete im Europäischen Parlament und Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, begrüßte es, dass durch die Aktivitäten der Schützenbruderschaften das Heimatbewusstsein gestärkt werde und damit vor allem auch wieder mehr junge Menschen angesprochen würden. Zur Stellung der Frau meinte sie nachdrücklich, die Frauen seien in den Bruderschaften nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern unverzichtbarer Bestandteil der Schützentage. Die Bundeskönigin Marlies Maier trug ihre ganz persönliche Auffassung von Ehe und Familie vor und betonte, sie habe sich bewusst für die Familie und für die Kinder entschieden und bereue dies nicht – und bekam stürmischen Beifall. Beim Umzug durch die Stadt fanden die 200 Königinnen in ihren Kleidern und Roben und die Schützen in ihren Trachten immer wieder den Beifall der Zuschauer. In der Stadthalle klang der Bundesköniginnentag mit Musik und bunter Unterhaltung aus. In einer kleinen Nachfeier im Vereinlokal Kresken wurden viele Helfer vom Präsidium in Köln geehrt und erhielten ein silbernes Festabzeichen.

Das Festabzeichen
Das Sankt-Sebastianus-Ehrenkreuz

Stellvertretend für alle Aktiven erhielten in Anerkennung der großen Verdienste um die Verwirklichung der hohen Ideale der Historischen Deutsche Schützenbruderschaften der Oberst Alois Lensker und der 2.Vorsitzende Alfons Resing das „St. Sebastianus-Ehrenkreuz“. Alle Stadtlohner Königinnen waren beim Empfang im Rathaus, bei der Feier im Losbergpark und beim Festumzug mit dabei:

Almsick:
Elisabeth Olbers
Büren:Maria Terschluse
Georgius: Elsbeth Wiesmann
Otgerus:Marie-Theres Terliesner
Hengeler:Maria Essling
Wendfeld:Birgit Iking-Rosker
Hundewick:Mechtild Schlettert
St.Liudger Wessendorf: Gabriele Hornhues
Wessendorf Breul:Sabine Haar

Bei dem Organisationsaufwand waren alle Vorstandsmitglieder und Offiziere im Einsatz: Heiz Stoos, Alois Lensker, Helmut Könning, Alfons Resing, Hermann Völker, Peter Doods, Bernhard Krieger, Bernhard Rottherm, Werner Ellers, Clemens Röer, Gerd Kresken, Franz Heinz Kemper, Geog Serwoy, Berhold Heming, Alfred Dertmann, Franz Baldyga, Berni Gajewiak Reinhard Rehermann, Heiner Robers, Heinrich Osterholt, Heinz Lammerding, Felix Lensing, Hubert van Bömmel, August Dirking, Franz Boes, Arnold Böing, Werner Hoge, Richard Borgheynck, Josef Schmäing, Hermann Lensker, Gerd Steinbach, Heinrich Krieger, Felix Lepping, Friedhelm Lensker, Erwin Stegemann, Werner Willing, Heinrich Geuking, Peter Kresken, Norbert Schulte, Helmut Lonsing, Manfred Klümper, Werner Wansing, Klaus-Dieter Wessing, Ferdi Robers, Karl Hillenkötter, Georg Eilhardt, Heinrich Ellers, Günter Fischer, Karl-Heinz Hillenkötter, Werner Lensker, Josef Kampshoff, Willi Völker, Helmut Hörnemann, Dieter Buning, Jörg Kresken, Bernhard Lammerding, Christian Borgheynck.

Die umfangreichen Vorbereitungen, an der unzählige Freunde und Gönner mitgewirkt haben, wurden von unseren Schützenbrüdern mit viel Freude und mit großem Engagement durchgeführt. Wir sind deshalb stolz und glücklich, dass dieses Fest in der Geschichte unserer Schützenbruderschaft St. Otgerus, aber auch in der Geschichte unserer Heimatstadt Stadtlohn nicht so schnell in Vergessenheit gerät.

Große Messe zum Bundesköniginnentag im Losbergpark